15/08/2025

Was CEOs heute über Führung wissen müssen

CEO mit Team im Meetingraum | Betriebliche Gesundheitsförderung

Führung hat sich radikal verändert. Wer heute als CEO erfolgreich sein will, kann nicht mehr nur mit Kennzahlen und Strategien überzeugen. Gefragt ist die Fähigkeit, Beziehungen aufzubauen – zu Teams, zur Organisation, zur eigenen Rolle. Kontrolle hat ausgedient, Vertrauen ist zur Währung geworden. Mitarbeitende wollen gesehen und verstanden werden, nicht nur verwaltet. In Zeiten von Homeoffice, digitaler Kommunikation und wachsender Unsicherheit verschiebt sich der Fokus: Die Fähigkeit, Orientierung zu geben, rückt ins Zentrum. Führung ist weniger Hierarchie als Haltung. Wer zuhört, statt nur zu steuern, gewinnt nicht nur Loyalität, sondern auch Innovationskraft. Gleichzeitig braucht moderne Führung klare Entscheidungen, transparente Prozesse und ein hohes Maß an Selbstführung. CEOs, die das verinnerlichen, werden nicht schwächer – sondern wirkungsvoller.

Verantwortung in komplexen Zeiten

Die Verantwortung eines CEOs endet nicht an der Unternehmensgrenze. Gerade in volatilen Märkten braucht es einen klaren inneren Kompass. Mitarbeitende orientieren sich zunehmend nicht nur an Produkten oder Karrierewegen, sondern an der Art, wie geführt wird. Wer heute Entscheidungen trifft, trägt nicht nur wirtschaftliche, sondern auch kulturelle und soziale Verantwortung. Dabei geht es nicht um Gutmenschentum, sondern um Glaubwürdigkeit. Führungskräfte, die klar kommunizieren, Fehler eingestehen und Haltung zeigen, schaffen Vertrauen – auch in schwierigen Phasen. Die Qualität von Entscheidungen hängt dabei oft weniger vom verfügbaren Wissen ab als von der Fähigkeit, Komplexität auszuhalten. Wer permanent schnelle Antworten liefern muss, verliert an Tiefe. Starke CEOs nehmen sich Zeit für Reflexion, lassen Ambivalenz zu und halten den Kurs – auch wenn dieser nicht immer eindeutig ist.

Digitale CEO-Strategiegrafik | Betriebliche Gesundheitsförderung

Gesundheit als Führungsaufgabe

Unternehmen sind keine Maschinen – sie leben von Menschen, und Menschen haben Grenzen. Deshalb gehört die Verantwortung für betriebliches Gesundheitsmanagement heute zwingend in die Führungsetagen. Es reicht nicht, Angebote bereitzustellen, wenn gleichzeitig eine Kultur herrscht, in der Pausen als Schwäche gelten. Nachhaltige Gesundheit beginnt in der Haltung – und sie beginnt oben. CEOs, die ihre Rolle ernst nehmen, verstehen Gesundheit als strategisches Thema: Wer gesund arbeitet, arbeitet klarer, zuverlässiger und mit mehr Kreativität. Gute Führung schafft Räume, in denen Erholung möglich und psychische Stabilität erwünscht ist. Programme zur Gesundheitsförderung funktionieren nur, wenn sie durch Führung gestützt und vorgelebt werden. Ob es sich um Prävention, Ergonomie, Ernährung oder mentale Entlastung handelt – alles beginnt mit der inneren Haltung derer, die steuern. Wer dabei konsequent agiert, sichert nicht nur Leistungsfähigkeit, sondern stärkt auch das soziale Fundament des Unternehmens.

Erfahrungsbericht aus dem Top-Management

Dr. Frank W., 54, ist Geschäftsführer eines international tätigen Mittelständlers mit rund 600 Mitarbeitern.

„In den ersten Jahren meiner CEO-Tätigkeit war ich fast ausschließlich auf Ergebnisse fixiert: Quartalszahlen, Wachstumsraten, Prozessoptimierung. Erst durch einige persönliche Rückschläge im Team – Burnouts, unerklärliche Kündigungen, lange Ausfälle – wurde mir klar, dass da etwas fehlt. Wir haben dann angefangen, uns intensiver mit dem Thema Gesundheit und Führung zu beschäftigen. Heute steht das Thema regelmäßig im Vorstand, nicht nur als Randnotiz. Ich achte stärker auf mein eigenes Verhalten – mache Pausen sichtbar, thematisiere Überlastung, frage gezielt nach. Die Wirkung ist deutlich: Die Fluktuation ist gesunken, das Engagement spürbar gestiegen. Ich würde sagen: Gesundheit ist nicht der Gegensatz von Leistung – sie ist ihre Voraussetzung.“

🧭 Praxistipp-Grafik

🟧 Führung mit Haltung – fünf Impulse für CEOs

📍 1. Pausen vorleben
Sichtbar Erholung einbauen – das schafft Legitimation für andere.

📍 2. Präsenz ohne Kontrolle
Erreichbar sein, aber nicht überwachen – Nähe zeigen ohne Druck.

📍 3. Gesundheit zur Chefsache machen
Programme nur einführen, wenn sie auch auf Führungsebene unterstützt werden.

📍 4. Gespräch statt Bewertung
Leistungsgespräche durch regelmäßige Dialoge mit offenen Fragen ergänzen.

📍 5. Fehler zulassen – Haltung zeigen
Transparenz in schwierigen Situationen erzeugt Respekt und Vertrauen.

Betriebliche Sozialberatung als Brücke

In der Praxis zeigt sich oft, dass Führungskräfte an Grenzen stoßen – vor allem, wenn es um persönliche Belastungen von Mitarbeitenden geht. Genau hier kann betriebliche Sozialberatung eine wertvolle Schnittstelle sein. Sie bietet niederschwellige, vertrauliche Hilfe in Lebensphasen, die über das Arbeitsverhältnis hinausreichen – etwa bei familiären Krisen, finanziellen Problemen oder psychischen Belastungen. Führungskräfte müssen solche Themen nicht selbst lösen, aber sie sollten wissen, wohin sie verweisen können. Sozialberatung entlastet nicht nur Mitarbeitende, sondern auch das Management. Sie signalisiert: Hier wird nicht nur gearbeitet, hier wird auch der Mensch gesehen. Besonders in großen Organisationen mit anonymeren Strukturen kann sie Vertrauen aufbauen und Brücken schlagen. Wichtig ist, dass diese Angebote aktiv kommuniziert und nicht nur in der Intranetecke versteckt werden. Soziale Verantwortung zeigt sich nicht im Organigramm, sondern in konkreten Zugängen zur Hilfe.

Führungskraft im Gespräch mit Team | Betriebliche Gesundheitsförderung

Kultur entscheidet über Wirkung

Führung wirkt nicht in Meetings, sondern im Alltag. Es sind die kleinen Signale, die den Unterschied machen: Wird Überlastung thematisiert oder ignoriert? Wird der Ton rauer, wenn die Zahlen nicht stimmen? Wird Wachstum über Beziehung gestellt? Wer als CEO bewusst führt, versteht: Kultur entsteht nicht durch Werte auf der Website, sondern durch Verhalten in der Realität. Die Anforderungen an Führung haben sich verändert, aber die Erwartungen sind klarer geworden. Mitarbeitende suchen Orientierung, nicht Kontrolle. Sie wünschen sich Führung, die Klarheit mit Menschlichkeit verbindet. Der Wandel zur wirksamen Führungskraft beginnt nicht mit Tools, sondern mit Reflexion. Wer sich selbst führen kann, ist in der Lage, andere zu begleiten. In einer Zeit voller Dynamik ist das eine der wenigen stabilen Konstanten.

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